Die Hexenklause-Einst Harburgs Kneipe Nr.1 |
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Waldi lebt auf Mallorca, in der Nähe von Camp de Mar. Ab und zu kommt er noch einmal nach Hamburg, um seine Frau zu besuchen und um seine Gastro-Erfahrung einzubringen, wenn Freunde große Feiern organisieren. Wir erwischten ihn bei so einem Heimatbesuch. „Alle meine Geschwister haben sogenannte anständige Berufe ergriffen“, sagt Waldi Pupke, „aber die haben auch allesamt mit Mitte 50 noch gearbeitet. Ich konnte mich schon mit 53 zur Ruhe setzen und die Früchte meiner Arbeit genießen.“ Seine Erfolgsgeschichte beginnt Ende der 60er-Jahre. Zu dieser Zeit pfeift ein Teil der bundesdeutschen Jugend laut und deutlich auf die gesellschaftlichen Konventionen. Auch der junge Gerd Walter Pupke, katholisches Abitur in der Tasche, kaufmännische Lehre fast abgeschlossen, denkt kritisch über seine Perspektiven nach und befindet, dass das Bankwesen doch nichts für ihn ist. Seine Eltern sind entsetzt. Ihm ist das egal. Er jobbt erst als Kellner, bald als Geschäftsführer im „Club 99“ am Stephansplatz, da wo heute die „Klimperkiste“ ist. Ab 15 Uhr darf er 25 Prozent seines Umsatzes am Heiligenabend behalten. „ich war wohl der umsatzstärkste Kellner Hamburgs“, erinnert er sich. In manchen Monaten hat er fast achtmal soviel Geld in der Tasche wie ein Facharbeiter. „Das war die Grundlage für meine Selbstständigkeit“, sagt er. Doch nicht nur Geld sammelt Waldi damals zusammen, im „Club 99“ entwickelt er auch einige seiner gastronomischen Ideen, wie zum Beispiel die Öffnung der Kneipe am heiligen Abend. „Wir waren die ersten im Hamburg, die das gemacht haben“, sagt er. „Das habe ich später in allen meinen Läden beibehalten.“ Schon 1971 hat sich Waldi Pupke so viel Geld zusammengekellnert, dass er sein erstes eigenes Lokal aufmachen kann: „Waldis Clübchen“ an der Eiffestraße. Von dort zieht es ihn bald auf die Uhlenhorst, wo er das „Amon Düül“ eröffnet, ein Lokal, dem heute noch so mancher in der Gegend nachweint. „Den Namen hatte ich von einer Rockband abgeguckt“, sagt Waldi. Das Publikum passt zwar nicht wirklich zum anstrengenden Experimentalrock der Namenspatrone, doch egal: Wenn es wirklich mal einer drauf ankommen lassen will, wie „Amon Düül“ zu klingen, ergeht es ihm wie dem Barden bei Asterix. „Irgendwann fragte mich ein Gast, wie viel ich für den Laden haben wollte“, erzählt Waldi. „Ich nahm ihn nicht ernst und nannte eine ziemlich hohe Summe. Am nächsten Tag war er mit dem Geld da.“ Der Makler, der ihm schon das „Amon Düül“ vermittelt hatte, berichtet Waldi von einem Lokal in Harburg, das einen Käufer sucht. „Ich sah mir das sehr skeptisch an, denn ich war ja Hamburger“, erinnert sich Waldi. „Die Hexenklause, die ich vorfand, war schlecht geführt, hatte aber trotzdem Publikum. Das war das, was ich suchte: Ein Lokal, das ich verbessern und dem ich meinen Stempel aufdrücken konnte.“ Am 16. August 1974 eröffnet die „Hexe“ das erste Mal unter Waldis Regie. „Ich fing mit dem an, was da war“, sagt er, „den Stammgästen und der Einrichtung. Aber ich habe von vornherein konsequent bis in die Morgenstunden aufgehabt und mir so schnell mehr und neue Gäste erschlossen, die Harburger Nachtschwärmerszene.“ Und nicht nur die. Das nächtliche Einzugsgebiet der Hexenklause reicht zeitweilig bis Stade und Lüneburg. Gewinne steckt Waldi zunächst gleich wieder ins Geschäft. „Das war auch nötig“, sagt er. „Einiges in dem Laden wäre gar nicht konzessionsfähig gewesen.“ So investiert er zunächst in Küche und Kühlanlage. Erst dann kamen die Verzierung des hinteren Gästeraums zum berühmten Hexenzimmer. „Das hat viele Neugierige angelockt“, erinnert sich Waldi. „Richtig Umsatz gebracht haben die Gäste aber in den anderen Räumen. So ist das in der Gastronomie: Man kann auch in Schönheit sterben.“ Die Gäste der Hexe kommen aber nicht nur wegen Waldi und der Uhrzeit. Sie kommen auch wegen der Frauen, die dort bedienen. Mit dreien von ihnen – nacheinander - teilt Waldi Tresen und Bett. „Und jede meiner Frauen hat ein anderes Publikum mitgebracht. Helga erschloss mir die normalen Harburger, Biggi die Oberschüler und Liane brachte Champagnerpublikum.“ Den Charme der „Hexe“ macht aus, dass Waldi nicht ein Publikum durch das andere ersetzt, sondern auf die Mischung baut: „Man darf nie eine Gruppe die Überhand gewinnen lassen“, sagt er. „Es hat mir auch nie etwas ausgemacht, wenn jemand nur ein Knoblauchbrot gegessen hat. Irgendwann hat so jemand auch wieder Geld und weiß, wo er gut bedient wurde.“ Überhaupt trägt auch die Küche schnell zum Kultstatus der „Hexe“ bei. Viele der legendären Hexen-Gerichte sind Eigenentwicklungen, wie die berühmte Hexenpizza. „Ich glaube, wir waren die ersten in Hamburg, die außerhalb einer Pizzeria Pizzen vom Teig bis zum Belag selbst gemacht haben“, sagt Waldi. „Der dicke Belag und der viele Käse waren natürlich nicht original italienisch, aber bei unseren Gästen der absolute Renner.“ Großen Ruhm erlangen auch die Scampi in Pfeffersauce, die Waldi nur erfindet, weil einer seiner Gäste nach dem Genuss seiner Knoblauchscampi immer Kundentermine absagen musste. Mit den Pfefferscampi lässt Waldi einmal sogar Fischkochweltmeister Michael Wollenberg alt aussehen – vor dessen eigenem Personal. Wollenberg ist lange Stammgast in der Hexe, genau wie viele andere Gastro-Profis aus Harburg - und auch diese bringen ihre Feierabendgäste oft noch mit auf den Schwarzenberg, so dass sich hier wieder die Szenen mischen. |
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Mehr:
http://www.xello-magazin.de/menschen/koe...exenklause.html
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Man kann alles zensieren und durch Regeln beschränken. Nur dann darf man sich nicht wundern, wenn irgendwann viele weg bleiben.
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Ich baue grundsätzlich in allen Beiträgen absichtlich Rechtschreibfehler ein um den Leser und ganz speziell den "Klugscheissern" zusätzlichen Spaß zu bereiten und meine Beiträge interessanter zu machen.
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