Gehen wir doch mal in die Analyse:
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Obgleich noch immer ungewiss ist, ob der Iran ein Atomwaffenprogramm verfolgt oder wie weit es schon entwickelt wurde, |
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Das stimmt, es ist nur eine Annahme, dass Israel die Bombe hat. Aber eine für die Israelis nützliche Annahme, denn es schreckt jeden Staat in seiner Nachbarschaft von einem ernsthaften militärischen Abenteuer ab und Israel muss auf diese Weise nicht alle fünf Jahre einen Präventivkrieg wie 1967 führen. Wenn ich Netanjahu wäre und keine Bombe hätte, würde ich trotzdem immer mal wieder augenzwinkernd durchblicken lassen, dass es ja sein könnte, dass ich sie habe...
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glaubt die israelische Regierung seit Jahren, mit der Androhung eines Militärschlags zur Zerstörung der Atomanlagen den Westen und vor allem die USA als unbedingte Schutzmacht hinter sich herziehen zu können. |
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Falsch, die Bombe war und ist nur ein Instrument der Abschreckung. Die Möglichkeit allein, dass Israel die Bombe haben könnte, schreckt jeden potentiellen Angreifer ab, der nicht über Atomwaffen verfügt. Deswegen hätte das iranische Mullah-Regime gerne die Bombe und darf sie nicht erhalten, nie nicht.
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Anstatt zwischen Iran und Israel zu vermitteln und endlich zu einer vernünftigen Politik gegenüber den Palästinensern zu kommen, wurde der Konflikt, an dem vor allem die iranische und die israelische Führung Interesse haben, permanent weiter verschärft. |
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Das ist historisch falsch. Die US-Regierung hat mehr als einmal Verhandlungen initiiert (Camp David-Verhandlungen, der Oslo-Prozess) - dass es israelische Regierungen gab und gibt, die den Status quo einem Frieden vorziehen, weil klar ist, dass es einen Frieden nur bei Rückgabe der nach dem Völkerrecht illegal besetzten Gebiete (das sind alle nach dem Junikrieg 1967 eroberten Gebiete), sehe ich auch so. Aber warum hat die "iranische Führung" ein besonderes Interesse am Krieg? Florian Rötzer behauptet das einfach, aber er belegt es nicht.
Worin besteht das besondere Interesse der Mullahs am Schicksal der Palästinenser? Ist es der Glaube, sind es die heiligen Stätten?
Der Glaube kann es nicht sein, denn das Mullah-Regime und die Terroristen foltern und vergewaltigen mehr und töten mehr Muslime, als Israel jemals Palästinenser getötet hat, das Argument der Verteidigung der Glaubensbrüder ist also lächerlich.
Und die heiligen Stätten sind eben auch die heiligen Stätten der Juden und Christen, es gibt keinerlei Grund, sie den Moslems alleine zu überlassen. So wie die Rückgabe der besetzten Gebiete die Kröte ist, die Israel schlucken muss, ist Jerusalem die Kröte, die die Palästinenser schlucken müssen.
Und der Konflikt wurde auch nicht verschärft, der besteht seit Jahrzehnten unverändert fort, nur haben sich die Rahmenbedingungen in der arabischen Welt verändert. Die neue ägyptische Regierung ist eben nicht mehr an die Abkommen gebunden, die der korrupte Mubarak mit den Israelis abgeschlossen hatte.
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Und würden sich die Deutschen wirklich in ein solches militärisches Abenteuer verstricken wollen, das keinen vernünftigen Ausgang hat - zumal man der rechtsreligiösen israelischen Regierung, die tatsächlich über Atomwaffen verfügt, auch nicht unbedingt vertrauen kann? |
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Wie viel weniger könnte man einem iranischen Mullah-Regime trauen, dass eventuell an der Bombe arbeitet?
Wenn Israel entsprechende iranische Atomanlagen zerstören wollte, wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt, denn weder das ägyptische noch das syrische Militär sind zur Zeit in der Lage, einen Krieg zu führen und Israel an irgendetwas zu hindern, die haben andere Sorgen.
Insofern würden sich die Deutschen auch nicht in ein "militärisches Abenteuer" verstricken, zudem garantieren wir nur das Existenzrechts Israels und nicht die Tatsache der besetzten Gebiete. Und es gibt real zur Zeit niemanden, der in der Lage wäre, Israel ernsthaft zu gefährden. Und wenn, dann würden unsere Tornados über den Hauptstädten dieser Staaten auftauchen...
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Die israelischen Atomwaffen werden allerdings weiterhin einer diplomatischen Lösung entgegenstehen, die vermutlich auf eine schon lange geforderte atomwaffenfreie Zone hinauslaufen müsste. |
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Schon wieder die Atomwaffen, von denen wir nicht wissen, ob es sie überhaupt gibt. Was wir hingegen wissen, ist, dass es ernsthafte iranische Versuche gegeben hat, sich das technische Know-how zu besorgen, um sich die Bombe zu verschaffen. Und dass wir das irgendwelchen Schurkenstaaten nicht gestatten können, ist klar wie Kloßbrühe.
Nein, was dem Frieden entgegensteht, ist einerseits die anhaltende Besetzung der Palästinensergebiete. Da wird sich eine künftige israelische Regierung, die eine wirkliche Friedenslösung und nicht lediglich eine Fortschreibung des Status quo will (wie die Regierung Netanjahu), bewegen müssen. Das Problem sind auf israelischer Seite die Siedler, aber auf arabischer Seite ist es die ganz schlimme Tatsache, dass man dort das Existenzrecht Israels vielfach nicht anerkennt. Und das ist für Israel wie für den Westen nicht hinnehmbar.
Die PLO hat's getan, die Hamas weigert sich und schießt Raketen ab und verübt andere Terrorakte. Soll Israel dem tatenlos zusehen? Sollen israelische Regierungen die Äußerungen des "Maulhelden" ignorieren und so tun, als ginge es sie nichts an, dass mit dem iranischen Ölgeld Terrororganisationen überall auf der Welt versuchen, Juden und Amerikaner zu ermorden?
Aber das ist eben der Unterschied zwischen Israel und dem Iran, wo es eben keine demokratischen Wahlen, keine freie Presse, keine Gleichberechtigung von Mann und Frau und stattdessen eine Verfolgung von Homosexuellen und sämtlichen anderen Minderheiten (religiösen, ethnischen, whatever) sowie Gruppen nicht angepasster Menschen gibt.
Netanjahu, den wir wegen der Siedlungspolitik und dem Umgang Israels mit den Palästinensern kritisieren (und auch kritisieren dürfen) wird irgendwann weg sein vom Fenster, das Mullah-Regime aber bleibt, auch wenn der "Maulheld" dereinst weg und durch einen neuen Maulhelden ersetzt ist.
Selbstverständlich hat jedermann auch in den mit Israel befreundeten Ländern das Recht, Israel zu kritisieren, solange es eine konstruktive und keine diffamierende Kritik ist. Kluge Leute wie Präsident Obama tun das auch, nur eben nicht laut polternd und effekthascherisch in der Öffentlichkeit, sondern im direkten Gespräch mit den Protagonisten.
Eine diffamierende Kritik von deutscher Seite ist jede Kritik, die mit dem typischen Geseire, dass man "ja wohl noch mal die Wahrheit sagen dürfe in Deutschland" beginnt. Das ist das Argument der Antisemiten, und das sollte man sich nicht zu eigen machen.
__________________ "So seid ihr Menschen: Wenn euer Bauch spricht, vergesst ihr den Verstand.
Wenn euer Verstand spricht, vergesst ihr euer Herz.
Und wenn euer Herz spricht, vergesst ihr alles."
- Der Dieb von Bagdad
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"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."
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Der Erleuchtung ist es egal, wie du sie erlangst!
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