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Lui Lui ist männlich
Verstorben Mitte Juli 2015!




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Robbie-Tod eines Obdachlosen(ein anderer als Arno Dübel) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Zitat:
Es gibt schönere Orte zum Sterben. In der öffentlichen Toilette an der Neuen Straße fand Robert Brzeczek den Tod. Ein trauriger Tod. Ein einsamer Tod. In einem seelenlosen Raum. An einem kalten Dezembertag des vergangen Jahres fand man Robert Brzeczek leblos in einer öffentlichen Toilette liegend. Klein, schmächtig, grau-schwarzer Krauselbart. Mitarbeiter des Technischen Betriebszentrums entdeckten den Leichnam an der Neuen Straße. Sie alarmierten Polizei und Notarzt. Doch jede Hilfe kam zu spät. Nur wenig bleibt. Ein Schlafsack, einige Habseligkeiten und ein Hauch von Erinnerung. Robert Brzeczek, den alle nur "Robbie" nannten, starb von der Öffentlichkeit unbemerkt. Er ist seit vielen Jahren der erste Obdachlose in Flensburg, der mitten im Winter auf der Straße sein Leben verlor. Kaum jemand nahm davon Notiz. Die Kälte wurde ihm zum Verhängnis. Meinen zumindest einige Kollegen von Robbie, die wie er "Platte machen" und heute wieder in einem halbwegs geschützten Eingang eines leer stehenden Geschäftshauses an der Angelburger Straße zusammenstehen. Auch Richard*. Er war dabei, als Robbie gefunden wurde. Sagen möchte er nichts. Seine Augen blicken zu Boden. Wohin seine Gedanken wandern, kann man nur erraten. Von Robbie wissen sie alle nur Gutes zu berichten. Stolz sei er gewesen, zu stolz, um Almosen vom Staat zu erbetteln. Sagt Theo* und gönnt sich einen Schluck aus der Dose. Hinter ihm liegt sein ganzer Besitz. Ein winziges Häuflein. Und der überlebenswichtige Schlafsack, den er einst geschenkt bekam. Auch an diesem Tag wird er wieder im Freien übernachten. Wohl wissend, dass das Thermometer schon tagsüber minus fünf Grad anzeigt. Grimmig kalt wird es werden in der Nacht. Robbie sei an Unterkühlung gestorben, fällt ihm dazu ein. Hochprozentiges werde wohl auch eine Rolle gespielt haben. "Ich weiß doch auch nicht, ob ich morgen wieder aufwache." Sagt Theo, mit den wässrig blauen Augen und den roten Bartstoppeln im Gesicht. Seltsam unaufgeregt. Eine Spur Fatalismus schwingt mit. Einer, der Robbie über viele Jahre kannte, ist Andreas "Aggi" Ageley, Hausmeister am Alten Gymnasium. Die Schule liegt gegenüber dem Stadtpark. Und die Toilette dort zählte zu dem bevorzugten Übernachtungsort von Robbie - bis sie geschlossen wurde: Vandalismus. Und Anwohner hätten sich beschwert. "Weil sie nicht mochten, dass dort Leute herumlungerten", meint Ageley. "Tragisch für ihn. Denn hier oben waren die Toiletten geheizt - im Gegensatz zu denen an der Neuen Straße." Er sei wohl erfroren, dazu der Alkohol, mutmaßt der Hausmeister. Natürlich weiß auch er es nicht genau. Und so schießen die Spekulationen ins Kraut. Doch eines weiß Ageley genau: "Der Junge war sympathisch, und immer friedlich." Robbie suchte in Mülltonnen nach Essensresten, fleißig sammelte er Leergut. "Weil ich nicht schmarotzen will." Das Credo des Obdachlosen. Schüler hätten ihm bisweilen ihre belegten Brote zugesteckt, manchmal sogar eine Cola ausgegeben oder einen Euro in die Hand gedrückt. "Aufdringlich", sagt Ageley, "war er nie". Aber er erinnert sich auch an unangenehme Szenen. Etwa die, als Robbie von zwei Jugendlichen im Park zusammengeschlagen worden sei. Der wehrlose, kleine Mann. Und natürlich habe er auch mitbekommen, dass die Stadt ihn nicht lange vor seinem Tod ins Krankenhaus geschickt habe. "Wegen akuter Verwahrlosung", erläutert Gert Koll, Leiter der Fachstelle für Wohnhilfen und Schuldnerberatung. Doch schon nach zwei Wochen war er "super klar", erinnern sich Freunde. "Sah aus wie geschniegelt und gestriegelt. Richtig gut." Koll: "Wir haben ihn aufgebaut." Dann wurde er wieder in die Obdachlosigkeit entlassen. Institutionen wie die Heilsarmee, den Tagestreff für wohnungslose Männer oder die Obdachlosenunterkunft lehnte er weiterhin ab. "In diesem Punkt war er nicht zugänglich", sagt Koll. "Er wollte partout keine sozialen Leistungen empfangen." Über einen langen Zeitraum habe man versucht, ihn "in normale Bahnen" zu lenken. Vergeblich. Auch im Tagestreff am Johanniskirchhof ließ Robbie sich nie blicken. "Ich kannte ihn nur vom Hörensagen", lässt Leiterin Michaela Ketelsen verlauten. Im Gegensatz zu einigen Männern, die sich rund um einen großen Tisch gruppiert haben. "Ja, Robbie", nickt einer nachdenklich. Mehr nicht. Bis zu 60 Hilfesuchende täglich suchen die Einrichtung des Diakonischen Werkes auf. Hier finden sie in den Vormittagsstunden eine warme Bleibe, können sich duschen und ihre Wäsche waschen. Ein Frühstück kostet 80 Cent, ein Mittagessen 1,50 Euro. Wer will, kocht selbst. Jeden Dienstag können die, so Michaela Ketelsen, "mehrfach belasteten" Männer medizinische Betreuung durch das Gesundheitshaus in Anspruch nehmen. Zehn bis zwanzig "echte" Obdachlose gibt es in Flensburg, berichtet Gert Koll. Die meisten von ihnen nehmen ein Bett in der Obdachlosenunterkunft Wilhelminental in Anspruch. Vor zehn Jahren wurde hier gründlich saniert. "Die Einrichtung hat im Vergleich zu anderen einen guten Standard", findet Koll. Maximal drei Personen in einem Zimmer. Robbie war nie darunter. Kein Bett, keine warme Suppe. "Darauf möchte ich gern verzichten", pflegte Robbie zu sagen. "Ich sorge für mich selbst." So hat er für sein Handeln, für sein Leben Verantwortung übernommen. "Er wollte es nicht anders", sagt Gert Koll. Und selbst wenn: Welcher Vermieter hätte ihn genommen? "Wir können niemanden zwingen", weiß Koll, der einen akuten Wohnungsmangel für Menschen mit geringem Einkommen und für Menschen mit Problemen beklagt. Auch er weiß die Umstände des Todes schwer zu deuten. "Doch eines ist sicher, erfroren ist er nicht." Schließlich seien die Toiletten frostfrei gewesen. "Er ist gestorben, wo er gelebt hat", bringt Koll es auf den Punkt. "Mehr will ich nicht bewerten." Niemand weiß: Wie und wann ist Robbie in die Obdachlosigkeit geraten? Darüber lässt sich nur rätseln. Der ehemalige Maler und Tapezierer habe durch den Alkohol alles verloren, wollen einige wissen. Erst den Beruf, dann die Freundin. Dann das Leben. Ein trauriger Tod. Ein einsamer Tod. In einem seelenlosen Raum. Robert Brzeczek wurde 58 Jahre alt.


http://www.shz.de/nachrichten/lokales/fl...bdachlosen.html

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Man kann alles zensieren und durch Regeln beschränken. Nur dann darf man sich nicht wundern, wenn irgendwann viele weg bleiben.

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Ich baue grundsätzlich in allen Beiträgen absichtlich Rechtschreibfehler ein um den Leser und ganz speziell den "Klugscheissern" zusätzlichen Spaß zu bereiten und meine Beiträge interessanter zu machen.

05.02.2011 07:53 Lui ist offline Email an Lui senden Beiträge von Lui suchen Nehmen Sie Lui in Ihre Freundesliste auf
 
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